Leider steht der Farbmauszüchter zwangsläufig vor einem Problem: Den Farbmausmännchen.
Farbmausmännchen lassen sich nur selten langfristig gemeinsam halten. In der Regel werden sie, spätestens wenn sie aktiv in der Zucht eingesetzt werden, aggressiv gegenüber anderen Männchen.
Diese Kämpfe können schwere Verletzungen mit Todesfolge verursachen und bedeuten für alle beteiligten Mäuse massiven Stress. Eine dauerhafte Haltung mit Weibchen ist in der Regel, mit Rücksicht
auf die Weibchen, nicht gewollt. In Liebhaberhände lassen sie sich also nicht vermitteln und der Bedarf an Männchen aus Fremdzuchten ist bei Züchtern verschwindend gering.
Trotzdem lassen sich bei Säugetieren männliche Nachzuchten nicht vermeiden. Was für Möglichkeiten bleiben also dem verantwortungsvollem Züchter?
Gruppenhaltung mit Männchen praktizieren die meisten Züchter bei jungen Männchen. Bis zu einem Alter der Gruppenmitglieder von einigen Wochen oder Monaten funktioniert das gut
und gibt dem Züchter die Möglichkeit verschiedene Männchen aufzuziehen und ihre Entwicklung zu beurteilen. Um zu verhindern, dass sie Weibchen bereits in jungem Alter eindecken aber trotzdem eine
gute Sozialisation und Kontakt zu Artgenossen zu ermöglichen ist diese Haltunsgform für Jungmännchen optimal.
Selten funktioniert sie bei älteren Männchen, da sie in der Regel untereinander unverträglich sind. Junge Männchen werden von älteren Männchen aber eher akzeptiert (bis sie zu Konkurrenten
herangewachsen sind). Deswegen können sanftere adulte Männchen gut als Erzieher eingesetzt werden und so auch vorübergehend artgerecht untergebracht werden.
In jedem Fall muss so eine Gruppe genau beobachtet werden und beim Auftreten von Aggressionen sofort eingegriffen und entsprechend getrennt werden. Entsprechend mehr Unterbringungsmöglichkeiten
und alternative Möglichkeiten zur Männchenhaltung müssen also im Züchterhaushalt existieren. Für Liebhaber ist diese Haltungsform in keinster Weise geeignet.
Gruppenhaltung ein oder mehrere Männchen und Weibchen ist vor allem in Futtertierzuchten möglich. Dabei sitzen - je nach Anzahl der Weibchen - ein oder zwei Männchen in
einer Gruppe Weibchen. Das kann als Daueransatz laufen, wenn die Weibchen entsprechend früh ausgetauscht werden, oder die Männchen werden nach erfolgreicher Zucht weiter in die nächste
Weibchengruppe umgesetzt werden. Mehr dazu ist hier aufgeführt: Trächtigkeit und Aufzucht
Diese Haltungsform führt zu einer starken körperlichen Belastung der Weibchen und sehr vielen Nachzuchten. Sie eignet sich deswegen nur für gut organisierte Futtertierzuchten.
Einzelhaltung von Männchen ist abzulehnen. Auch Farbmausmännchen sind hoch soziale Wesen und leiden ohne Kontakt zu Artgenossen.
Kastration und anschließende Gruppenhaltung mit einem Männchen, Kastraten oder Weibchen
In einer Zucht fallen sehr viele Männchen an, die nicht in die Zucht gehen und unkastriert unvermittelbar sind. Sie können beim Tierarzt kastriert werden und anschließend (nach einer Wartezeit
von mindestens 3 Wochen um sicher Unfruchtbarkeit annehmen zu können) in Weibchengruppen oder mit einem potenten Männchen zusammengehalten werden. Auch mehrere Kastraten leben harmonisch
zusammen.
Die Operation erfolgt in der Regel mit Gasnarkose und erfolgreich. Auch wenn Verluste bei der Operation leider nicht vermeidbar sind. Nicht alle Tierärzte sind erfahren in der Kastration von
Farbmäusen und haben die nötigen Mittel dazu. Man kann sich bei dieser Möglichkeit also auf eine längere Suche nach einem Operateur einstellen.
Leider spielt an dieser Stelle auch der Preis eine Rolle. Die meisten Abnehmer sind nicht bereit für eine Farbmaus weit mehr als 10€ zu bezahlen. Die Kastrationskosten liegen aber zwischen 20 und
120€ pro Farbmaus. Durchschnittlich kann man etwas mehr als 60€ erwarten. Zu diesem hohen Preis sind Kastraten dann leider wieder nur schwer vermittelbar und möchte der Züchter alle seine
männlichen Nachzuchten kastrieren lassen entstehen kaum zu bewältigende Kosten.
Abtöten für Futterzweck ist die weitere Möglichkeit, die aus vernünftigen Gründen von den meisten Züchtern praktiziert wird. Die männlichen Nachzuchten leben dabei ein mäusegerechtes Leben bis sie - entweder von einer Person mit nachgewiesener(!) Sachkunde, oder unter Beachtung des Tierschutzgesetzes, von einem anderem Tier getötet werden.
Leider markieren geschlechtlich aktive Farbmausmännchen ihr Revier zudem großzügig und für Menschen unangenehm riechend. Dagegen kann man wenig
unternehmen. Eine Kastration kann hier Besserung bringen. Außerdem kann das Gehege seltener gereinigt werden. Das führt dazu, dass das Farbmausmännchen nicht ständig neu markiert. Auch die
Auswahl eines saugstarkem Einstreus kann Besserung bringen.
Menschen reagieren unterschiedlich empfindlich auf den Geruch. Gerade in Mietobjekten wird die Männchenhaltung und die Farbmauszucht deswegen oft zu einem Problem und sollte von vornherein genau geplant werden.