Bei der Ernährung von Farbmäusen gibt es, wie bei der Haltung, zwei verschiedene Ansätze: Der erste Ansatz versucht die Tiere möglichst natürlich zu ernähren, dh. vor allem Futtermittel, deren
Zubereitung und Zustand anzubieten, wie Mäuse sie auch in der "Natur" (sofern man bei einem domestizierten Tier davon sprechen kann) aufnehmen.
Der zweite Ansatz orientiert sich an dem eigentlichem Bedarf und der Zusammensetzung der Futtermittel. Wobei die Darreichungsform nicht zwingend natürlich sein muss.
Die meisten Halter praktizieren aber eine Fütterung die, mit unterschiedlichen Schwerpunkten, beide Ansätze kombiniert. Beide Arten der Fütterung sind für die Ernährung gesunder Farbmäuse geeignet.
Die Aufgenommene Menge an Futter kann natürlich nur eine Grobe Orientierung bieten. Bei Futter mit niedriger Energiedichte oder viel Abfall, der zwar zernagt aber nicht gefressen wird, kann die
Futtermenge, die eine Maus pro Tag verzehrt stark abweichen.
Faktoren, die die Futteraufnahme beeinflussen:
Alter/Zustand | Futteraufnahme [g] Tier/Tag bei ca. 10 kJ/g Futter |
Jungtier | 3-15 |
Adult | 5 |
Weibchen in der Zuchtphase | 10-15 |
Der Wasserbedarf einer Maus liegt bei 4 bis 10 mL pro Tag. Wird Saftfutter gefüttert etwas niedriger.
Natürlich sind diese Werte nur als Durchschnittswerte behandelt werden. Im Einzelfall, abhänig von Gesundheitszustand, Zuchtstatus und (End)Gewicht kann das stark variieren. (siehe Oben)
In der Zucht werden Mäuse normalerweise ad libitum gefüttert, dh. sie haben zu mindestens einem Futtermittel uneingeschränkt Zugang und können ihre Futtermenge selbst
bestimmen. Trotzdem ist es für den Einkauf, die Planung und beim Aufstellen der Futterbehälter wichtig abshcätzen zu können, wei hoch der Futter- und Wasserbedarf sein wird. Denn, obwohl
Farbmäuse sehr klein sind, ist ihr Futter- und vor allem ihr Wasserbedarf im Verhältnis sehr groß.
Eine andere Methode ist die restriktive Fütterung, die Fütterung von abgemessenen Portionen. Um Mangelerscheinungen und eine mangelhafte Entwicklung der Welpen vor zu beugen wird
davon in der Farbmauszucht abgeraten.
Als Farbmauszüchter hat man den Vorteil, dass die Tiere als Modelltier der Wissenschaft und ihre Ernährung a) bestens erforscht und bekannt sind und b) ohne weiteres alles nötige im Handel
erhältlich ist.
Es gibt zwei Varianten der Hauptfuttermittel zur Farbmausernährung:
Die Saatenmischung erscheint auf den ersten Blick natürlicher, es gibt unendliche Variationen dieses Futtermittels, die Maus kann auswählen was sie frisst, es lässt sich gut
"einstreuen" und weiterverarbeiten (keimem lassen, Nagerkekse backen,...) und die Beschaffenheit der einzelnen Stücke ist unterschiedlich.
Es fällt aber recht viel Abfall an, einige Tiere selektieren stark und nehmen so Inhaltsstoffe möglicherweise nicht ausreichend auf. Es ist kostenintensiv und nicht alleine ausreichend um das
Nagebedürfniss zu stillen. Es lässt sich nur schwer in Raufen anbieten und verschmutzt so in ad libitum Fütterungen schnell. Viele im Handel erhältliche Mischungen sind leider nur eingeschränkt
für Farbmäuse in der Zucht geeignet,
Pellets werden komplett gefressen und erzeugen keinen Müll/Schalen. Dadurch ist der Verbrauch sehr niedrig. Wählt man ausreichend feste Pellets befriedigen sie zudem das Nagebedürfnis der Tiere. Sie lassen sich gut in Raufen füttern und beinhalten (sortenabhängig) alles, was eine Maus benötigt. Pelletfutter ist in der Regel günstiger als Körnerfutter.
Für die Weiterverarbeitung und für Beschäftigungsspiele sind sie weniger geeignet. Hauptkritikpunkt ist aber, dass sie schlicht nicht natürlich sind. Hauptbestandteil ist zudem oft Soja, der in Südamerika in riesigen Monokulturen angebaut wird und entsprechend zur Umweltzerstörung beiträgt. Es muss in der Regel im Internet gekauft werden, da im normalen Zoofachhandel nicht im Angebot und wird dann auch nur in größeren Mengen angeboten (Sackware).
In beiden Fällen muss tierisches Eiweiß in der Regel zugefüttert werden. Wer sich für den einen Weg der Fütterung entscheidet, muss den anderen nicht ausschließen. So bieten einige Saatenanhänger Pellets an, wenn sie zB. in den Urlaub fahren und viele Pelletfütterer geben ihren Mäusen kleine Portionen Mischfutter zur Beschäftigung und zum Spielen.
Eine Übersicht über eine optimale Zusammensetzung eines Einzelfuttermittels für Mäuse, aus der Versuchstierzucht entlehnt. Besteht die Fütterung aus mehreren Komponenten, müssen natürliuch nicht
alle Komponenten einzeln als Einzelfuttermittel geeignet sein und alle Angaben erfüllen. Die Werte sind auch nur als Richtwerte gedacht, eine Unterschreitung wird nicht empfholen, eine
Überschreitung ist in den meisten Fällen (kurzfristig) unbedenklich.
Wer sein Futter selber mischt kann natürlich keinen exakten Werte für den jeweiligen Inhaltsstoff angeben. Hier ist deswegen besonders auf Vielfallt und ad libitum Fütterung aller
Komponenten zu achten!
Rohnährstoffe | [%] |
Rohprotein | 22 % |
Rohfett | 4,5 % |
Rohfaser | 3.9 % |
Rohasche | 6,8 % |
Bei der Haltung von adulten Tieren ohne Zuchteinsatz wird ein niedriger Proteinanteil empfohlen um den Stoffwechsel der Maus zu schonen und so zu ihrer Langlebigkeit bei zu tragen. Er sollte dann um 13% liegen, entsprechend kann der Rohfaseranteil erhöht werden.
Mineralstoffe und Spurenelemente | Anteil |
Calzium | 1,0 % |
Phosphor | 0,7 % |
Natrium | 0,3 % |
Magnesium | 0,2 % |
Kalium | 0,9 % |
Mangan | 90 mg/kg |
Kupfer | 12 mg/kg |
Zink | 75 mg/kg |
Jod | 2,0 mg/kg |
Eisen | 220 mg/kg |
Selen | 0,2 mg/kg |
Kobalt | 2,0 mg/kg |
Proteine sind die grundlegenden Bausteine des Körpers. Sie bestehen aus einzelnen Aminosäuren. Viele Aminosäuren kann der Mäusekörper selbst bilden, einige muss er aber durch die Nahrung aufnehmen. Diese und der Anteil, den sie optimalerweise im Proteinteil des Futter einnehmen sind hier aufgeführt. In der Regel sind aber alle Aminosäuren ausreichend in Mischfutter oder einem entsprechend gekennzeichnetem Alleinfuttermittel enthalten. Sie sollen trotzdem hier aufgeführt werden, da es im Krankheitsfall oder bei anderen Auffälligkeiten hilfreich sein kann auch deren Zusammensetzung zu überprüfen:
Der Proteinanteil, ausgedrückt in Aminosäuren | [%] des Proteinanteils |
Lysin | 1,3 % |
Methionin | 0,4 % |
Cystin | 0,03 % |
Glycin | 1,0% |
Leucin | 1,6 % |
Isoleucin | 0,9 % |
Arginin | 1,5 % |
Phenylalanin | 1,1 % |
Tryptophan | 0,3 % |
Histidin | 0,6 % |
Asparagin | 2,1 % |
Glutamin | 4,3 % |
Valin | 1,0 % |
Threonin | 0,8 % |
Ähnlich verhält es sich bei den Vitaminen. Sie können im Rohprotein oder Rohascheteil enthalten sein und sind organische Inhaltsstoffe, die die Maus nicht selbst bilden kann aber eine wichtige Rolle im Stoffwechsel spielen. Die Maus muss sie deswegen ebenfalls über das Futter aufnehmen. Hier ist die Empfehlungdes Vitamingehalts je kg Futter aufgeführt:
Vitamin | Menge und Einheit |
A | 15000 IE/kg |
D3 | 1000 IE/kg |
E | 100 mg/kg |
B1 | 10 mg/kg |
B2 | 20 mg/kg |
B6 | 12 mg/kg |
B12 | 0,08 mg/kg |
Biotin | 0,4 mg/kg |
Pantothensäure | 30 mg/kg |
Nikotinsäure | 60 mg/kg |
K | 5,0 mg/kg |
Inosit | 50 mg/kg |
Wie die meisten Nager brauchen Farbmäuse als Gemischtköstler auch einen Anteil tierischem Eiweißes in der Nahrung. Besonders für tragende Weibchen und in der Aufzucht scheint tierisches Eiweiß
eine wichtige Rolle zu spielen.
Angeboten werden kann es in diversen Darreichungsformen, hier ein paar übliche:
In vielen Saatenmischungen und einigen Pelletsorten sind tierische Eiweißquellen bereits enthalten. Zu viel kann auch hier übrigens nicht angeboten werden.
Bei ausreichender Wasser und Hauptfutterversorgung ist eine Fütterung mit Saftfutter nicht zwingen dnötig, kann aber zur Beschäftigung beitragen. Im Prinzip sind alle Sorten von Obst und Gemüse geeignet, sowie Abschnitte von den meisten einheimischen Gräsern, Laubbäumen und Gartenkräuter. Bei Südfrüchten und Exotischen Pflanzen bitte immer nocheinmal nachschauen ob sie für die Fütterung von Nagern geeignet sind. Im Internet gibt es zahlreiche Futterlisten für Meerschweinchen und Kaninchen. Diese sind auch auf Farbmäuse übertragbar.
Wie alle Nagetiere haben Farbmäuse ein angeborenes Nagebedürfnis, dass erfüllt werden muss. Beim Nagen werden ihre Nagezähne abgerieben und somit gesund gehalten. Das kann durch ausreichend harte Futterpellets erfüllt werden, durch Äste/Holz im Gehege oder Heu und Stroh als Nistmaterial.
Als Züchter und Halter von einem großem Bestand muss man sich auch Gedanken über die Lagerung machen. Futter sollte kühl und trocken gelagert werden und von wildlebennenden Nagern nicht zu
erreichen sein.
Bei Saatenmischungen kann es zudem zu befällen mit Mehlkäfern und Lebensmittelmotten kommen, bei Katzenfutter zu Futtermilben und Speckkäferbefall. Wo Futter gekauft wird, wie es dort und bei
euch gelagert wird und welche Mengen ihr vorhalten muss deswegen gut geplant werden um Ausfälle zu vermeiden.
Hier sollen Beispiele für eine erfolgreiche Fütterung im Zuchtbetrieb gesammelt werden.
1. Langfristig angelegte Zucht in Showqualität für vorrangig Futtertierzucht: Ad libitum Fütterung von harten Pelletfutter mit 20,0 % Rohprotein, 0% Rohfett, 0% Rohasche, 0% Rohfaser, 9% Phosphor, 2% Calzium. Zusätzlich restriktiv: Katzentrockenfutter mit 70% Fleischanteil, Frischfutter und eine variierende Saaten-und Kräutermischung.
2. Haltung Großgruppe Weibchen ohne Zuchtambitionen: Ad libitum aus 6-Kornmischung, Wellensittichfutter, Großsittichfutter, getreidefreies Meerschweinchenfutter, Kräutermischung und Gemüseflocken. Zusätzlich restriktiv: Frische Mehlwürmer, Multipaste und Saftfutter.
3. Zucht zn Showqualität: Ad libitum Fütterung mit weicheren Futterpelets mit 22% Rohprotein, 2,7% Rohfett, 3,9% Rohfaser, 7% Rohasche, 0,7% Phosphor, 1,1% Calzium. Zusätzlich Saaten- Getreide und Kräutermischung aus über 20 Komponenten. gelegentliche Ergänzung durch Eipulver.
4. Zucht in Showqualität: Ad libitum Fütterung mit vielfälltiger Saaten- Getreide- und Kräutermischung. Eiweißbedarf Abdeckung durch ein Katzentrockenfutter.
Der Vollständigkeit halber hier noch ein paar Worte zum Wasser: Mäusen sollte immer frisches und sauberes Wasser (Trinkwasserqualität) zur Verfügung stehen. Im Vergleich mit anderen Nagern in der Heimtierhaltung haben sie einen hohen Bedarf (siehe Oben), vertragen Feuchtigkeit im Gehege/der Luft aber schlecht. Deswegen sollte das Wasser so angeboten werden, dass es nicht auslaufen, tropfen, zugebuddelt oder umgeworfen werden kann. Ungeschickte Jungtiere können außerdem in Wassernäpfen ertrinken. Es empfiehlt sich deswegen eine der zahlreichen Lösungen an Trinkflaschen und Tränkensystemen.